Das Projekt "Mobiler Lautsprecher" begann genau genommen schon vor 15 Jahren in einer Plus Filiale in Dresden - Bühlau. Dort kaufte ich mir für ca. 10€ einen winzigen batteriebetriebenen Stereo Lautsprecher der Unterklasse. Er bestand aus zwei 0,5 Watt Boxen, welche mit zwei AAA Batterien betrieben wurden. Klanglich selbstverständlich ein absoluter Reinfall - damals, noch zu Zeiten in dem man Discman oder vielleicht sogar schon einen MP3 Player dabei hatte, ein echtes Klangwunder...
Nun gut, dieses Teil habe ich dann vor einiger Zeit auseinander genommen und die gesamte Technik in eine neue Verpackung gepresst, welche aus einer alten Handyverpackung bestand. Klanglich noch nicht überzeugend (wie auch?! ^^), aber defintiv besser als das eng gepresste China-Ur-Teil aus dem Plus, welches mittlerweile auch schon einen Wackelkontakt hatte.
Zwischenzeitlich habe ich mir einige Videos und Lektüre zum Thema Boxenbau angesehen und nun den Wunsch gehabt, mir auch eine tolle mobile Box zu bauen, die aber mit weniger als 12V auskommen sollte.
Um verschiedene Dinge wie Aufbau, Klangvolumen usw. zu testen, habe ich dann die Pappbox geschlachtet und in eine schöne Holzform verfrachtet. Das klingt jetzt wie "mal eben so schnell gemacht" ist aber schon mit einigem Aufwand verbunden gewesen, welcher sich dann mit der größeren zweiten Box noch erhöhen sollte... An dem Punkt sollte ich auch erwähnen, das ich kein gelernter Tischler o.ä. bin, sondern eben Hobbybastler mit zusätzlich Null Ahnung von Elektrotechnik - meinen letzten Schaltkreis hatte ich in der Schule im Technikunterricht gelötet.
Das Projekt "Box 1 mit blonder Frau" hat dann wunderbar funktioniert: Das Gehäuse besteht aus 5mm Spanholzplatte, zusammen geleimt mit dem guten Ponal Holzleim express, den ich an dieser Stelle empfehlen möchte, eben weil er wirklich schnell und fest klebt! Als AUX-Kabel habe ich ein altes Headset geschlachtet, mit integriertem Lautstärkeregler, so kann man unabhängig vom (meistens) Handy, die Lautstärke regeln. Das Bild an der Front habe ich frei Hand nach Vorlage gezeichnet und anschließend mit Ölfarbe gefüllt, was keine gute Idee war, denn Ölfarbe braucht ca. eine Woche zum trocknen (auch länger)... An dieser Stelle ein Dankeschön an @Allan Sche Sar der mich mit dem Tipp "Pop Art" auf dieses Bild gebracht hat Zum Schluss wurde die Box mit "Rio Palisander" lasiert und später zum Schutz noch mit seidenmattem Klarlack bepinselt. Ein Streitpunkt wäre vielleicht der fehlende Deckel am Batteriefach, aber mich stört das nicht und deshalb wird es den auch nicht mehr geben. Jetzt aber zum Hauptteil - dem großen Lautsprecher Nr. 2.
Wie gesagt habe ich mir aus einigen Videos Ideen und Inspiration geholt und daraufhin auch gleich die ersten Teile bestellt... Die Bedingungen für meine zweite Box waren, dass sie mit nur 5V auskommen soll, nicht zu groß ist, selbstverständlich Sterosound liefert, Bluetooth besitzt und die Möglichkeit bietet, intern oder extern mit Strom versorgt zu werden. Zusätzlich wollte ich noch ein Handy damit aufladen können, was ich dann aber wieder verworfen habe, was rückblickend eine gute Entscheidung war.
Die Teileliste:
- 2x3 Watt, 4 Ohm Breitbandlautsprecher 2,99 € + 1,99 € Versand
- PAM8403 Verstärker Modul mit Poti 2,90 € + 0,90 € Versand
- 100 LED´s 3mm (5 Farben) 6,49 € Gratis Versand (3 Stück verbaut)
- Bluetooth USB Stick 2,99 € Gratis Versand
- 300 Widerstände versch. Größen 2,29 € + 0,99 € Versand (3 Stück verbaut)
- 10 x Schiebeschalter 3-polig 1,89 € + 1,20 € Versand (3 Stück verbaut)
- 20 x Panasonic Kondensatoren 3300µF 4,00 € + 1,50 € Versand
Nach einiger Zeit waren dann alle Bauteile vorhanden und ich fragte mich nun, wie und womit ich denn wohl am besten anfangen würde? Es gab eben sehr viele Überlegungen dabei, z.B. wo baut man den Bluetooth Empfänger ein,das Batteriefach, den Verstärker, die LED´s und mit wie viel Widerstand davor? Ist dann noch Platz für die Verkabelung? Passen die Anschlüsse auch noch? Wie genau mache ich das im Gehäuse fest? Was wenn was falsch gelötet wird - kann ich das einfach ändern usw... Mir kamen dann schon die ersten Zweifel, ob das ganze wirklich so einfach werden würde, wie in den tollen Videos gesehen und ich begann die erste Mail an @Mr. Maxwell zu schreiben, welche auch nicht die letzte sein sollte... Er gab mir die ersten Ratschläge und unwissentlich auch die Zuversicht, dass ich das Projekt auch bewältigen würde. In diesem Sinne gleich ein sehr großes Dankeschön an Dich, ohne deine geduldige Hilfe hätte ich das nicht so einfach hinbekommen!
Ich entschied mich als Maß für das Gehäuse, einfach den Vorgänger, also Box Nr. 1 zu verwenden - eben nur entsprechend größer skaliert, in Bezug auf den Durchmesser der Lautsprecher. Die genaue Berrechnung des Volumens für die beiden Lautsprecher Chassis habe ich mir nach kurzem einlesen in die Materie erspart - das ist wirklich nur was für echte Profis, ohne Witz.
Damit hatte ich schonmal einen wichtigen Teil erledigt und konnte sämtliche Teile, nach Prüfung der verschiedenen Bauteil-Maße, aufzeichnen und aussägen, was so ziemlich der leichteste Teil war. Danach ging es ans schleifen und anpassen und zum zusammensetzen der ersten Kompomenten. Ich war doch immer sehr überrascht wie sehr sich genaues und ich mein wirklich pinibel genaues anzeichnen auszahlt - die meisten Sachen hätten schon ohne großes nachschleifen gepasst, akkurates sägen vorausgesetzt
Nachdem die Front mit den Lautsprechern und die Unterseite verleimt waren, ging es schon mal an die Halterung für den mittlerweile freigelegten Bluetooth Stick - dabei habe ich mich an der linken Hand schwer verletzt, wie man im Bild deutlich erkennen kann Gleiches nerviges anpassen habe ich auch bei dem Verstärker machen müssen, was bedeutet, dass man immer wieder im Wechsel schleifen und das Teil anhalten muss, um zu sehen ob es passt Damit die Lautsprecher später von außen her geschützt sind, habe ich eine Tiefziehform gebaut mit welcher ein Drahtgitter dementsprechend verformt wurde, um es dann in die ausgesägten Löcher zu kleben - das war eines meiner perönlichen Highlights, weil ich sowas noch nie zuvor gemacht hatte und mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin.
Als das irgendwann erledigt war, kamen die Seitenwände dran und das Dämmmaterial wurde zugeschnitten. Dieses ist für einen guten Klang wirklich unerlässlich, sofern man ein geschlossenes System wie meins verwendet. Diese Erfahrung habe ich bereits bei Box Nr. 1 gemacht, welche zuvor keinerlei Dämmung hatte und dementsprechend schlecht und leise klang (als diese noch aus Pappe bestand). Zudem sind beide Lautsprecher zusätzlich voneinander durch eine kleine Wand im inneren getrennt, so dass sie sich nicht irgendwie durch Interferenzen stören können (eine Idee von mir selbst). Dies sorgt auch für geringere Schwingungen des Gehäuses allgemein und erhöht zusätzlich noch die Stabilität der Box, was ich leider später noch erfahren würde...
Danach kam die erste Rückwand und zugleich "Halteplatte" für die Elektronik in die Box. Sie besitzt nur ein kleines Loch (unten links) durch welches die Kabel der beiden Lautsprecher geführt werden, welche später an den Verstärker kommen. Nachdem ich darauf Verstärker, Bluetooth und
Batteriefach befestigt habe, wurde auch schon das Oberteil verleimt, auf welchem bereits die Schalter und LED´s installiert sind. Weil es dabei eine relativ große Lücke zur Rückwand gab, habe ich diese anstatt Holzleim mit Heißleim geschlossen, um wirklich sicher zu sein, keine Durchlässe zu den Lautsprechern zu haben. Zuvor wurde natürlich noch die Dämmung in die beiden Kammern der Lautsprecher gefummelt, welche aus Filterschwamm für ein Aquarium und 3 Lagen dichtem Flies besteht.
Der Rest waren dann mehr und mehr Kabel, um alle Teile miteinander zu verbinden, welche ich meist aus alten Ladekabeln und dergleichen verwendet habe. Nachdem dann alles soweit verlötet und die Rückseite verbaut war, konnte ich den ersten erschreckenden Testlauf starten...
Im Video ist zu hören, das mit jedem Beat die Spannung zusammenbricht und der Ton dann in diesem Moment komplett ausfällt - der Ärger und die Enttäuschung waren natürlich riesengroß und ich dachte schon ganz voller Panik, dass alles für die Katz sei. Ich schickte dieses Video dann umgehend an meinen technischen Berater Maxwell, der sofort erkannt hatte, das eben die Spannung nicht ausreicht und ich es doch mal "mit ein paar Kondensatoren" versuchen sollte. Weil ich diese natürlich nicht vorrätig hatte, musste eine alte Anlage geschlachtet werden, nur um zu testen ob das was bringen würde (Ich hatte da so meine Zweifel, weil keine Ahnung). Mit 8400 Mikropharat gab es schon eine leichte Verbesserung und daraufhin bestellte ich dann zur Sicherheit 20x3300er Kondensatoren. Zu meinem Ärgernis reichten 4 Stück davon leider nicht aus, welche gerade noch in das Gehäuse gepasst hätten. Auch doppelt so viele waren immer noch nicht genug - ich mein, wer will schon seine Musik ohne vollen Bass hören? Also habe ich alle 20 Stück testweise verkabelt, was dann endlich funktioniert hat, aber nun ein erhebliches Platzproblem mit sich brachten Das hieß dann die Box noch nach unten hin zu vergrößern, um praktisch noch einen 4ten Raum zu schaffen, nur damit diese ganzen Kondensatoren irgendwo verbaut werden konnten. Nach den vielen kleinen Problemchen, die ich jetzt nicht alle aufgezählt habe, war dies nun auch keine große Sache mehr und ich baute schon fast routiniert den entsprechenden Kram an die Box. Schade das man diese ganzen Kondensatoren nicht mehr sehen kann, denn sie gefallen mir sehr, so schön in Reih und Glied verbaut. Ich habe außerdem 16 Stück davon mit einem Schalter versehen (welcher ursprünglich mal der Hauptschalter werden sollte) damit man so zusätzliche Leistung anfordern kann, eben wenn man es laut haben will, aber auch um Energie zu sparen, sollte man mal nur leise Töne erklingen lassen wollen.
Mit Hilfe der ganzen Kondensatoren funktioniert die Box nun so, wie ich es mir vorgestellt habe. Das heißt ich kann den Regler auf Anschlag drehen, ohne das die Spannung zusammenbricht. Mich wundert nur, das die Leute aus den Videos gänzlich ohne Zusatzspannung ausgekommen sind und ich dafür 20 dieser Elkos verbauen musste, auch habe ich keinerlei Hilfe bekommen nachdem ich so einen Profi angeschrieben hatte, pff.
Wie oben kurz erwähnt, gab es auch schon einen ungewollten Härtetest der Box, als sie noch nicht ganz fertig war. Ich hatte sie auf ner kleinen Feier dabei, angeschlossen natürlich am Handy (per Kabel). Dabei stand die Box auf nem Schrank, ca. auf Bauchhöhe und mein Handy war in einer Jacke, welche über dem Stuhl daneben hing. So ein Held der auf diesem Stuhl saß, rückte dann irgendwann ruckartig nach vorn und riss die Box volle Kanne vom Schrank! Diese zog auch das Handy mit und beides viel mit gefühlten 100 Kmh auf ungepolsterte Betonfliesen Trotz das die Box genau auf die Ecke der Rückseite (befestigt mit nur 4 kleinen Schrauben) gefallen war, ist zum Glück so gut wie gar nichts passiert. Auch das Handy hat nur nen kleinen Kratzer abbekommen - stinkig war ich deswegen dennoch. Rückblickend frage ich mich, ob so eine tolle Plastikbox von JBL o.ä. das auch so unbeschadet überlebt hätte...
Nach einigen Stunden Laufzeit ohne jegliche Lackierung kam es dann endlich zum letzten Arbeitsschritt - der Bemalung. Ich überlegte wieder ewig nach einem neuen Motiv, doch weil ich mich nicht so recht für etwas ganz neues entscheiden konnte, wählte ich wieder eine "Pop-Art-Frau" da mir diese schon bei der ersten Box gut gefiel und auch leicht umzusetzen ist. Außerdem sollen die beiden zusammenpassen, da ich sie auch parallel verwenden kann, sozusagen als surround Boxen.
Diesmal wollte ich aber etwas genauer vorzeichnen, doch hatte ich leider kein Pauspapier mehr und musste meine grauen Zellen für einen Trick anstrengen. Zunächst habe ich mein Motiv genau auf die spätere Originalgröße auf dem Bildschirm angepasst, um dann ein Blatt Papier darüber zu legen und alle wichtigen Linien nachzumalen. Nachdem das erledigt war, kam der riskante Teil. Mit einer brennenden Kerze musste ich nun versuchen, überall genügend Ruß (das schwarze Zeug was eine Kerze von sich gibt) zu verteilen, welches dann, durch nachzeichnen der Linien, diese auf die Box übertragen soll - tatsächlich hat das sehr gut geklappt, auch wenn ich dauernd fürchten musste, meine aufwändig erstellte Vorlage zu zerstören. Falls jetzt der Ein oder Andere denkt: "Dabei war der bestimmt nicht nüchtern...!" den darf ich gerne enttäuschen - das habe ich völlig blank ohne Alk gemacht. Nachdem die Vorzeichnung drauf war, vergingen wieder ein paar Tage, in denen die Box im Einsatz war, weil ich dann etwas an der Motivwahl gezweifelt hatte und mich daran gewöhnen wollte (nebenbei bemerkt, sollte man bei Tatoos auch so vorgehen, wenn man vor hat sich eines stechen zu lassen ). Nun gut, irgendwann war es dann soweit und ich habe diesmal die Acrylfarbe verwendet, um die Box schön zu machen. Für die schwarzen Linien, sprich die Kontur, habe ich übrigens "Eyeliner" verwendet, welches ein deutlich kräftigeres Schwarz bietet und auch eine sehr feine Spitze zum malen hat - kleiner Geheimtipp von mir.
Abschließend wurde das ganze noch mit zwei Arten Klarlack bepinselt und mehrfach besprüht, was eben dem Schutz aber auch der Optik dient.
Nun endlich zur Klangprobe:
Ich möchte erstmal vormerken, dass ich wirklich sehr günstige Bauteile verwendet habe, eben weil ich noch Laie war und nicht sinnlos teure Teile verheizen wollte - denke das kann jeder nachvollziehen...? Der Klang ist deswegen an manchen Stellen etwas blechern und "schallernd", allerdings nur wenn man weit aufdreht (so wie bei vielen Anlagen). Allerdings macht der kleine Kasten wirklich gut laut und man kann auch deutlich Bass warnehmen, was man von solch kleinen Lautsprechern gar nicht denken würde. Zur Veranschaulichung - sie sind in etwa so groß, wie das erzeugte Loch, wenn man Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis verbindet oder kurz gesagt, 4 cm im Durchmesser.
Ich hatte sie wie gesagt schon öfters mit auf Tour und es kam mehrmals vor, das ich gebeten wurde, doch mal bitte etwas leiser zu drehen - ich meine, mehr kann man doch nicht verlangen oder?! Für mich persönlich war dieses Projekt ein voller Erfolg, auch wenn ich viele Hürden zu meistern hatte. Ich konnte einiges lernen und erfreue mich jedesmal aufs neue, das Teil zu hören.
Der Klang ist in Wirklichkeit viel besser, bitte vergesst nicht - dies ist nur ein Handyvideo